Sterben für Ideen? http://leo.kowald.org
Sterben für Ideen
Deutsch von Leobald Loewe, Juli 2007, frei nach
"Mourir pour des idées" von Georges Brassens, 1972

Sterben für die Ideen, die Idee ist ausgezeichnet,
ich büßte ohne sie beinah mein Leben ein,
denn jene, die sich den Gedanken angeeignet,
die stürmten nach dem Tode brüllend auf mich ein!
Ich und mein Spottgesang, wir schlossen uns gemeinsam
der überwältigenden Mehrheit reuig an,
mit einem winzig kleinen Vorbehalt daran:
Wir sterben für Ideen, na schön, aber la-angsam,
na schön, aber ga-anz la-a-angsam!

Die wir das Dasein hier nicht für gefährlich halten,
spazieren ganz entspannt zum Ausgang dieser Welt.
Wer sich nach vorne wagt, muss oft den Kopf hinhalten
für Werte, deren Kurs gleich morgen wieder fällt.
Es muss schon bitter sein, aus einem süßen Tagtraum
am Ende aufgewacht, sich selbst [\vor Gott] einzugesteh'n,
man hatte sich verrannt mit falschen Theorien,
Wir sterben für Ideen, na schön ...

Goldmundige Propheten, die fürs Martyrium werben,
die sterben gerne spät, was ihre Jünger freut:
"Gelobt sei die Idee, für die Idee zu sterben!",
ist ihres Lebens Grund, drum lassen sie sich Zeit.
Hoch über jedem Lager thront ein Weiser einsam,
der bald Methusalem an Jahren überragt,
ich zieh' den Schluss daraus, dass der sich heimlich sagt:
"Ich sterbe für Ideen, na schön ..."

Längst werden die Ideen, die Opfern Ruhm verheißen,
von Sekten aller Art am Fließband produziert,
dass sich ein Neuling fragt - bereit, sich zu zerreißen -
für welche der Ideen er bitteschön krepiert.
Und weil sich die auf diese Weise immer gleich sahn,
so kommt ein kluger Mensch den Gräbern nicht zu nah
wenn er sie da mit (ihren) großen Fahnen stehen sah:
Wir sterben für Ideen, na schön ...

Und soll man etwa aus Massakern Hoffnung schöpfen
mit denen alles sich für immer lösen ließ?
Nach all' den "Großen Tagen", all' den gefall'nen Köpfen
lebten wir lange schon im Erdenparadies.
Die gold'ne Zeit wird immer nur vertagt, wie seltsam...
und ihre Götter haben Durst auf frisches Blut
und das bedeutet Tod und täglich neuen Tod:
Wir sterben für Ideen, na schön ...

Ihr heil'gen Krieger, vor! Stürmt in die Feuerzonen
und sterbt zuerst, ihr werdet oben schon vermisst!
Könnt ihr, ich fleh' euch an, dabei die Andern schonen,
für die das Leben schier der einz'ge Luxus ist?
Denn der Gevatter ist alleine schon sehr wachsam
er braucht auch niemanden, der ihm die Sense schwingt.
Schluss mit dem Totentanz, der um die Galgen springt!
Wir sterben für Ideen, na schön, aber la-hangsam
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